
Wir möchten gerne ein Multiplikator sein
KREIS CUXHAVEN. Wattenmeer und Tourismus müssen sich nicht ausschließen – ganz im Gegenteil. Das Strandhotel Duhnen sowie die Nordseeferienhöfe Lafrenz und Katthusen wurden jetzt als Partner des Nationalparks und Unesco-Biosphärenreservates Niedersächsisches Wattenmeer ausgezeichnet. Was die Mitglieder des Partnerschaftsnetzwerks verbindet: Sie fühlen sich der Natur- und Kulturlandschaft des Wattenmeers verbunden und verpflichtet. So haben sich die jetzt Ausgezeichneten bereits seit geraumer Zeit den Schutz und die nachhaltige Entwicklung des Naturwunders Wattenmeer auf ihre Fahnen geschrieben. Zum Beispiel haben sie ihre Angebote umweltfreundlich und regional ausgerichtet, sodass ihre Betriebe dem geforderten Qualitätsstandard der Partnerinitiative entsprechen. Ute Mushardt (Ferienhöfe Lafrenz und Katthusen in Otterndorf) und Kristian Kamp (Inhaber des Strandhotel Duhnen) beschreiben im Interview ihr Engagement.
Was war der Anlass, sich für die Partnerinitiative zu bewerben?
Mushardt: Wir haben uns ganz bewusst dafür entschieden, denn die Einzigkeit, die wir jeden Tag erleben können, möchten wir gern auch unseren Urlaubsgästen vermitteln. Unsere Familie ist seit Generationen durch die Lage unserer Ferienhöfe direkt an der Nordsee durch schöne aber auch aufregende Naturerlebnisse geprägt. Unsere Tiere leben auf den Salzwiesen im Außendeich. Kamp: Die Identifikation unseres Unternehmens und seiner Mitarbeiter mit der Bedeutung des Nationalparks Wattenmeer als wertvoller Naturschatz unserer Region. Es ist eine einzigartige und schützenswerte Naturlandschaft, die im Übrigen das eigentliche „Kapital“ des hiesigen Tourismus darstellt. Es ist wichtig für uns, dass unsere Gäste diese Identifikation erkennen und als unseren Beitrag zum Schutz des Wattenmeeres verstehen. Nicht zuletzt auch, um anschließend ihre positiven Erfahrungen hiermit mit nach Hause zu nehmen und dort zu verbreiten.
Was möchten Sie als Teil der bundesweiten Initiative Partner der Nationalen Naturlandschaften bewegen?
Mushardt: Unsere Gäste sollen erleben, wie wir auf unserem landwirtschaftlichen Betrieb mit der Natur leben und arbeiten müssen. Es gilt, die besonderen Ressourcen zu schützen und zu pflegen, damit auch die nächsten Generationen sie noch erleben können. Leben im Einklang mit der Natur bedeutet, dass wir uns für die Wertschätzung und Entwicklung der hier erzeugten Lebensmittel einsetzen. Kamp: Für den Schutz und Erhalt des Wattenmeeres im oben genannten Sinne. Dafür, dass die abreisenden Gäste den Wert dieser einzigartigen Naturlandschaft begreifen, darüber sprechen und sich selbst damit identifizieren können. Wir möchten also ein WattenmeerMultiplikator sein.
Die einzigartige Naturlandschaft direkt vor Ihrer Haustür ist als potenzielle Entwicklungszone von großem Interesse, in der modellhaft eine nachhaltige Entwicklung gefördert werden kann. Welchen Beitrag möchten Sie persönlich dazu leisten?
Mushardt: Wir ermöglichen unseren Gästen das Kennenlernen dieser einzigartige Landschaft durch Führungen im Nationalpark Wattenmeer mit der Nationalparkführerin Silke Hoffmann. Sie können uns Landwirte zu unseren Limousin-Rindern auf den Salzwiesen begleiten. Es gibt regionale Produkte auf unserm Hof. Durch unsere nachhaltige Arbeits- und Wirtschaftsweise möchten wir die Gäste animieren, über ihren eigenen Konsum nachzudenken. Kamp: Ich denke, das Wattenmeer an sich ist nicht unbedingt eine Entwicklungszone, das hat die Natur schon selbst ganz gut entwickelt. Lediglich der diesbezügliche Naturschutz sowie der themenbezogene Tourismus haben noch Entwicklungs- und Identifikationspotenzial, zum Beispiel durch Partnerschaften, wie wir sie eingegangen sind. Ich persönlich als Verantwortlicher unseres Unternehmens möchte unsere Gäste, aber insbesondere auch Mitarbeiter zum Verständnis der Bedeutung motivieren. Das Thema Nachhaltigkeit spielt in unserer Branche nicht umsonst eine immer wichtigere Rolle. Insofern wird dieses Thema auch innerhalb unseres Branchenverbandes Dehoga vor Ort, aber auch überregional von mir und meinen Kollegen der anderen Cuxhavener Häuser in der positiven Aussage gepusht.
Die Ziele der Initiative umfassen den Aufbau eines PartnerNetzwerkes für eine nachhaltige touristische Entwicklung, die Stärkung regionaler Produkte, die Förderung umweltund ressourcenschonender Wirtschaftsweisen sowie den Erhalt und die Entwicklung des natürlichen und kulturellen Erbes. Was tun Sie dafür?
Mushardt: Wir bieten wöchentlich Führungen auf unseren beiden landwirtschaftlichen Betrieben an, um über eine nachhaltige Landwirtschaft zu informieren. Unseren Ackerbaubetrieb haben wir auf eine sehr nachhaltige und bodenschonende Arbeitsweise umgestellt. Ernteoder Frühjahrsfeste werden auf unseren Höfen gefeiert, und in besonderen Andachten und Gottesdiensten danken wir für die wunderbare Naturlandschaft. Kamp: Einige dieser Ziele decken sich bereits mit denen der Dehoga, insofern wird das angesprochene Netzwerk auch von dieser Seite bearbeitet. Im Cuxland geht es also unter anderem darum, noch mehr Kollegen für die oben genannten Argumente zu begeistern, damit diese auch mit ihren Gästen und Mitarbeitern darüber sprechen, auch eine solche Nachhaltigkeit entwickeln und schließlich vielleicht auch eine solche Partnerschaft eingehen. Und wir im Strandhotel Duhnen tun dies ja täglich vor Ort.
Partner des Nationalparks fühlen sich den Natur- und Kulturlandschaften des Wattenmeers verbunden und verpflichtet. Was gilt es zu tun?
Mushardt: Wir als Nordseeferienhöfe arbeiten gerade für unsere Betriebe an einem nachhaltigen Mobilitätskonzept, sodass der Gast in Zukunft ganz ohne Auto entspannt seinen Urlaub genießen kann. Anreise mit der Bahn, E-Mobilität, Fahrradnutzung, Anruf-Sammeltaxis und weitere öffentliche Verkehrsangebote gilt es, für den Gast aufzubereiten. Wir möchten allen Gästen damit begreiflich machen, dass die Natur mit der besonderen Landschaft ein Geschenk ist, dass man nicht verbraucht, sondern nur nutzen darf. Kamp: Ein latentes Problem ist sicherlich das in der Öffentlichkeit leider häufig überzogene Thema Verschlickung des Wattes vor Duhnen und Döse. Gefährlich ist, dass dieses auch gerne mal mit dem Begriff Giftschlick in einen Topf geworfen wird. Um es deutlich zu sagen: Es existieren nachweislich keine Grenzwertüberschreitungen, sondern die in der Tat unangenehmen, aber übersichtlichen Schlickfelder sind unbelastet. Ansonsten gilt es, zum Thema Plastikabfälle im Meer zu sensibilisieren und hier vor Ort alles zu tun, was diese weltweite Problematik lindert.