Landtourismus – Ausruhen nur für Gäste
Zwischen Hühnern, Pferden und Rindern entspannen und im Einklang mit der Natur leben.
Das ist das Konzept der Erlebnisbauernhöfe der Familie Mushardt in Otterndorf und Altenbruch mit großem Erfolg und besten Zukunftsaussichten.
Während die Gäste sich erholen, ist die Betreiberfamilie ständig auf Achse.
Wo kommen eigentlich Erbsen her?
Was bedeutet es, ein Tier zu halten, das später auf unseren Tellern landet? Und wie lässt sich eine wachsende Weltbevölkerung bei schrumpfenden Agrarflächen zukünftig versorgen, ohne unsere Natur nachhaltig zu zerstören? Zugegeben, die letzte Frage wird Familie Mushardt mit ihren Erlebnisbauernhöfen Katthusen in Otterndorf und Lafrenz in Altenbruch wohl nicht allein lösen können.
Das Leitmotiv „Leben in Einklang mit der Natur“ lässt sich jedoch an jeder Ecke der Ferienhöfe erkennen.
Seit 1994 wird Feriengästen während des Urlaubs oder Tagesausflüglern im Rahmen von Erlebnistagen nähergebracht, was es bedeutet, einen Lebensmittelbetrieb nachhaltig zu führen.
Den Gästen wird dabei allerhand geboten, und mit anpacken können sie natürlich auch. Insbesondere bei jungen Familien kommt das Angebot sehr gut an.
Während die Kleinen mit dem vielfältigen Rahmenprogramm aus Ponyreiten, Tretautofahren, Toben auf dem Heuboden und Tiere füttern beschäftigt sind, können die Eltern auch mal die Beine hochlegen.
Mit einem eigenen Kneipp Rundweg kommt auch das Wellnessangebot nicht zu kurz dem Entspannungsurlaub steht also nichts entgegen.
Und wenn Papa zur Ernte doch mal auf dem Traktor mitfahren möchte, schickt er dann die Kinder vor, die für ihn fragen müssen.
Das stringente Verfolgen des Leitmotivs, das auf Nachhaltigkeit und Regionalität setzt, wird auch in der Auswahl der vielfältigen Partnerorganisationen deutlich, mit denen die Mushardts zusammenarbeiten.
So sind die Höfe mit ihrer Mutterkuhhaltung und Grünlandbewirtschaftung Partner im Nationalpark Wattenmeer, kooperieren beim Schutz von Fledermäusen mit dem regionalen Natur- schutzbund und setzen mit einer Randbe- grünung der Anbaufelder gemeinsam mit dem Imkerverband Hadeln ein Zeichen
gegen das Bienensterben.
Im schnelllebigen Tourismusgeschäft
wie auch der Landwirtschaft ist es Familie Mushardt wichtig, nicht stehen zu bleiben,
sich stetig weiterzubilden und zu qualifizieren.
„Wer sich nicht weiterentwickelt, wird abgehängt und nicht lange Bestand haben“, so Ute Mushardt, die als gelernte Tourismuskauffrau mit späterem Meisterabschluss der Hauswirtschaft den Tourismusbereich im Familienbetrieb leitet.
Inzwischen trägt das Tourismusgeschäft mit 46 Übernachtungsbetten und diversen Veranstaltungsformaten zu fast einem Drittel des Gesamtbetriebsumsatzes bei.
Mit 220 Belegungstagen wird eine höhere Quote als bei manchen Hotelketten erreicht.
Die Philosophie der stetigen Weiterbildung wird dabei von der Familie in besonderer Form vorgelebt. So stehen die Kinder Nele und Markus mit weiteren Ideen bereits in den Startlöchern, um den Betrieb zu übernehmen.
Tochter Nele hat gerade ihren Bachelorabschluss erlangt und ihre Abschlussarbeit über die Entwicklung des Landtourismus geschrieben.
Ergebnis der Arbeit: Es gibt noch keine Weiterbildungsangebote für Anbieter in diesem Bereich, womit das Ziel der künftigen Masterarbeit bereits gesetzt ist. Sohn Markus, der seinen Masterabschluss in Agrarwissenschaften bereits in der Tasche hat, bietet die Veranstaltungsreihe „Landwirtschaft erklärt bei Schinkenbrot und Bier“ an, wo den Gästen die Aufgaben eines Landwirts nähergebracht werden.
Die Zutaten für das ausgeschenkte Bier sollen dabei künftig ebenfalls vom eigenen Hof kommen und möglichst regional gebraut werden.
Der Aspekt der Regionalität soll künftig noch stärker verfolgt werden.
Man ist auf der Suche nach Partnern, um als regionaler Wirtschaftskreislauf fungieren und Produkte im Direktvertrieb vermarkten zu können.
Auch ein eigener Hofladen ist abei nicht ausgeschlossen.
Im Tourismusbereich wünscht sich Ute Mushardt ein stringenteres gemeinschaftliches Auftreten der Verwaltungen über Gemeinde und Kreisgrenzen hinweg: „Es bedarf endlich eines gemeinsamen Regionalmanagements, damit wir uns als Urlaubsregion an der Nordsee gegenüber unseren Konkurrenten in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern besser aufstellen können.
“ Mit der Unterstützung von öffentlicher Seite soll dann auch die Erweiterung um sechs weitere mobile Ferienwohnungen auf dem Hof Lafrenz gelingen, welche Tochter Nele Mushardt dann weiter vorantreiben wird.
Somit sollen dann noch mehr Gäste erfahren, wo die Erbsen und die Wurst auf dem Teller herkommen.
Georg Händel
IHK Stade