Nachhaltigkeit – und mit Spaß

Nachhaltigkeit – und mit Spaß

In ihrem Bauernhof-Ferien bei den Mushardts in Otterndorf können Urlauber Landwirtschaft auch aus der Getreidefeld-Perspektive erleben.

Nachhaltiger Urlaub macht Spaß und sogar schlauer da sind sich die Familien Wensky, Riege, Toppmöller und Hasse einig. Alle vier verbringen gerade ihre Ferien auf dem Urlaubsbauernhof der Familie Mushardt in Otterndorf.
Ihre Begegnung mit Fridolin hat sie noch ein bisschen mehr vom sanften Tourismus überzeugt.
Aber wer ist dieser Fridolin, und was hat er mit Nachhaltigkeit und Urlaub zu tun?

Laura (10), Levin (4), Fabian (5) und Lennart (5) stehen mit ihren Eltern mitten in einem Gerstenfeld.
Dass unter ihnen gerade Fridolin ackert, können sie zwar nicht sehen.
Dafür dürfen sie ein paar von Fridolins Artgenossen aus einem Stück Ackerboden befreien. Vorsichtig natürlich, mahnt Agrarwissenschaftler Markus Mushardt.
Denn die lebendigen kleinen „Maschinen“ sind wertvoll. Fridolin und seine Gefährten sind Regenwürmer.
Sie beackern das Land, auf dem die Mushardts verschiedene Getreidesorten und andere Feldfrüchte anbauen.
Bis zu tausend Stück sind es auf dem Gerstenfeld pro Quadratmeter, sagt Markus Mushardts. „Ich liebe Regenwürmer“, ruft Fabian und macht sich vorsichtig mit bloßen Fingern an die Arbeit.
Dass der Acker vom Regen ziemlich aufgeweicht ist, stört den kleinen Forscher nicht.
Seit 1994 bewirtschaften Hans-Heinrich und Ute Mushardt den Hof Katthusen am Rand von Otterndorf. Mit Landwirtschaft auf der einen und Urlaubern auf der anderen Seite.
„Mit zwei Ferienwohnungen und zwei Gästezimmern sind wir damals gestartet“, erinnert sich Hotelbetriebswirtin und Hauswirtschaftsmeisterin Ute Mushardt.
Aus den zwölf Betten sind bis heute 46 geworden – verteilt auf zehn Feriendomizile auf mittlerweile zwei Ferienhöfen.
Nachhaltigkeit war für Ute Mushardt schon ein Thema, lange bevor das Wort in aller Munde war.
„Natürlich ist das mit der Zeit noch gewachsen“, berichtet sie.
Erst recht, seitdem der Betrieb vor fünf Jahren Nationalpark-Partner geworden ist.
Woran die Urlauber das sehen? Sie können den Kühlschrank in der Ferienwohnung unter anderem mit Schweinebratwürstchen, Konfitüre, Apfelsaft und Eiern vom Mushardtschen Hof füllen, den hofeigenen Wind- und Sonnenstrom nutzen, barfuß über einen Parcours oder durch den hofeigenen Entdeckerwald laufen und im Spielheuboden toben.
Selbst die Entsorgung von Abfällen ist Teil des Urlaubskonzepts, berichtet Ute Mushardt.
„Schälabfälle kommen zu unseren Kaninchen und Schweinen; Gekochtes können die Hühner haben, und Kompost kommt auf den großen Misthaufen“, erklärt sie.
„So bekommen die Gäste mit, dass wir Mist und Kompost auch als Dünger einsetzen.“
Und von dort ist es nicht weit zum Regenwurm.
„Fridolin und seine Freunde“ heißt eine Projektwerkstatt, zu der Markus Mushardt – mit 30 Jahren das älteste von vier Kindern der Mushardts – Urlaubsgäste von den elterlichen Ferienhöfen Katthusen in Otterndorf und Lafrenz in Altenbruch regelmäßig einlädt.
Eine Reise in die Welt von Regenwurm Fridolin, die den Urlaubsgästen veranschaulichen soll, warum die Mushardts beim Ackerbau seit einigen Jahren auf die Arbeitskraft der Ringelwürmer setzen.
Während die kleinen Urlaubsgäste „Wer findet die meisten Regenwürmer“ spielen, haken ihre Eltern bei Markus Mushardt nach.
Was er von dem umstrittenen Pflanzenschutzmittel Glyphosat hält, warum er Fruchtfolgen bevorzugt und beim Umgraben und Lockern des Bodens auf Regenwürmer statt auf große Maschinen setzt.
Fridolins Geschichte ist ein Teil des hofeigenen Animationsprogramms, das von der Kerzenwerkstatt über die Herstellung von Kräuterseife bis zur Kneippkur reicht.
Bei den Gästen kommt das Rundumpaket gut an.
„Für Kinder ist es toll zu sehen, wo das Essen eigentlich herkommt“, schwärmt Birgit Wensky, die mit ihrer Familie schon zum zweiten Mal bei den Mushardts ihren Urlaub verbringt.
„Wir wussten gar nichts vom Nachhaltigkeitsansatz, als wir un-sere Ferien hier gebucht haben“, gesteht Martina Fischbach.
Doch was sie in den ersten Tagen ihres Urlaubs erlebt hat, begeistert die junge Mutter. „Für Kinder ist der Hof fantastisch.
Liebevoll, naturnah und vielfältig.“
Ute Mushardt nickt. „Naturnähe ist für Gäste total wichtig.
Oft buchen Eltern bei uns, die ihren Kindern vermitteln möchte, wie Landwirtschaft funktioniert“, berichtet die Otterndorferin. Trotz oder auch wegen der vielen Möglichkeiten und Einblicke in das „reale landwirtschaftliche Leben“, seien manche Gäste auch enttäuscht. „Sie vermissen eine Landwirtschaft wie aus dem Bilderbuch“, berichtet die 58-Jährige.
„Bullerbü-Idylle“ bieten Mu- shardts trotz aller Extras auf ih- rem modernen und konventionel- len Betrieb bewusst nicht. „Wir möchten in der Landwirtschaft nichts anderes, als dass die Men- schen wahrnehmen, wie wir le- ben und arbeiten“, erklärt Ute Mushardt, die auch Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft für Urlaub auf dem Bauernhof und Landtourismus in Deutsch- land ist. Mehr als 50 Prozent ih- rer Gäste scheinen das zu schät- zen. So viele sind es laut Ute Mushardt, die mehr als nur ein- mal Urlaub auf den Ferienhöfen der Familie machen.

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